Wurde heute um 7:30 Uhr von Regen geweckt. Also stellte ich mir den Wecker auf etwas später, im Regen aufstehen bringt es ja nicht. Bin dann so um 9:45 Uhr aufgestanden, bis dahin war der Regen verzogen und auch die Wiese um mein Zelt wieder halbwegs trocken. Doch mein Kopf war dafür ganz angeschwollen von den vielen Moskitostichen letzten Abend, habe bestimmt 30 Stiche abbekommen und das nur an der Stirn, schau aus wie ein Neandertaler. Selbst der Kopf ging schwerer in den Helm hinein und tat dabei weh. Linker Fuß nicht besser, beim Schalten immer dicke Moskitostiche im Weg.
Bin dann losgefahren Richtung Virtsu wo mich die Fähre dann auf die Insel Muhu gebracht hat. Kostet umgerechnet ca. 5 ? die einfache Fahrt. Rückfahrt kann auch erst wieder auf Muhu gekauft werden. Von hier aus kann man über eine aufgeschüttete Straße auf die größte Insel Estlands, Saaremaa fahren. Gesagt, getan, war dann auch relativ bald dort. Auf das Navi konnte man sich natürlich mal wieder überhaupt nicht verlassen. Da es ja ein Rundkurs werden sollte mit Ziel auch wieder am Start zeigte mir das Navi erst 5 Minuten die Route an doch kürze dann wieder direkt ab zum Ziel, super, so durfte ich mich selbst einigermaßen den Weg navigieren. Musste auf der Insel Muhu noch einmal tanken, konnte leider nicht ganz voll machen da es sich um eine elektronische Tankstelle handelte wo man erst das Geld einwirft und dann den Gegenwert in Sprit wieder bekommt. Ich stand wohl so lange und verzweifelt vor dem Automaten bis doch jemand aus der Tankstelle kam um mir zu helfen. Sollen die halt wenigstes ein englisches Menü anbieten, damit man mit den ganzen Tasten auch etwas anfangen kann.
Als erstes fuhr ich Kaali an wo es einen Kratersee zu sehen gibt in dem vor ca. 7500 Jahren ein Meteroit eingeschlagen ist. Der Krater ist bis zu 110 m im Durchmesser und bis zu 22 m tief. Überhaupt ist die Insel Saaremaa mit ihrer teilweise unberührten Natur sehr sehenswert.
Als nächstes wollte ich den schiefen Leuchtturm der Insel Saaremaa besuchen. Diesen zu finden stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Ich wusste wo er ungefähr sein sollte also bin ich einfach einmal in diese Richtung gefahren. Kam über schöne Schotterstraßen und mitten durch den Wald, hätte ich den Leuchtturm nicht auf eigene Faust gesucht wäre ich hier bestimmt nicht vorbei gekommen. Stelle mir Estland von den Straßen so ähnlich vor wie Norwegen und Schweden. Große und kleinere lange geraden Schotter oder Betonstraßen.
Einmal war ich aber ausversehen so tief ins Nirvana gefahren das ich in einer Sackgasse mein Motorrad im Schlamm festfuhr, was erst gar nicht nach so einer großen Sauerei ausgesehen hatte. Hatte gute 15 Minuten zu kämpfen bis ich die DR wieder befreien konnte, Problem war wohl auch das ich mich im Schlamm nicht abstützen konnte um das Motorrad heraus zu schieben.
Langsam ging mir dann auch wieder der Sprit zur Neige und als ich "nur" noch 20 km kleinste Schotterpiste vom angeblichen Leuchtturmstandplatz entfernt war sprang mir auf der Holperpiste plötzlich die Kette heraus. Dies ausgerechnet am ersten Tag wo ich nicht mit meinem kompletten Werkzeug herumgefahren bin. Konnte mit dem Boardwerkzeug die Kette glücklicherweise wieder einhängen und die Kette mal wieder ein paar Stufen nachspannen, viele Stufen bleiben nun nicht mehr übrig. Wäre mehr kaputt gewesen, keine Ahnung wann mich hier jemand gefunden hätte. Den Kettenöler hat es wohl bei der Aktion auch wieder gekillt, ist aber seit heute sowieso leer gelaufen. Mache ich morgen wieder flott und fülle ihn neu mit Öl. Aber das Beste habe ich gerade im Internet herausgefunden, der schiefe Turm ist seit kurzem gar nicht mehr schief, er hat sich seit kurzem wieder selbst aufgerichtet, alles für die Katz.
Leicht genervt nach dieser Aktion, da ich mit einem solchen Kettensatz nicht mehr weiter als nötig fahren sollte, falls ich noch nach Hause kommen möchte, machte ich mich auf den Rückweg nach Pärnu. Der "blöde Leuchtturm" konnte mich mal den ich nun schon seit zwei Stunden suchte. Also wollte ich die nächste Tankstelle ansteuern, nach 20 km Fahrt durfte ich dann feststellen das die Tankstelle erst wieder im Juni aufmacht, und mal wieder ein großes "Dankeschön" an mein Navi. Ein Estländer nannte mir dann aber den Weg zur nächsten Tankstelle, die mal wieder 20 km entfernt lag, Sprit hatte aber gerade noch gereicht.
Eigentlich wollte ich auf Saaremaa noch die Klippen von Panga ansehen, war aber in meinem eigenen Roadbook als "nicht soooo toll" beschrieben und die Mühlen von Angla. Wurde aber schon spät und da man sehr viel Schotter fahren muss auf Saaremaa und ich meinen Kettensatz nicht weiter gefährden wollte als nötig ging es wieder zurück. Eine alte Windmühle konnte ich dann aber doch noch auf der Insel Muhu besichtigen, also Haken hinter Mühlen.
Diesmal musste ich leider länger auf die Fähre warten, zum Glück darf man als Motorradfahrer meist zuerst auf die Fähre fahren und kommt so auch am schnellsten wieder herunter. Hier begann es auch kurz das Nieseln. Den Rückweg ging ich dann etwas gemächlicher an. Machte noch einen Zwischenstopp beim Hesburger, selber kochen wollte ich mir heute nicht mehr antun, und kam so gegen 21 Uhr wieder am Campingplatz an.
Nach kurzem Telefonat mit "Mechaniker" Dodo kam ich zu dem Entschluss morgen lieber nicht die Tour nach Tallinn auf meinen Kettensatz zu nehmen da dies noch einmal mindestens 300 km mehr wären. Morgen soll hier das Wetter gut sein so werde ich wohl noch einmal einen Erholungstag am Meer einlegen. Schade, die Hauptstadt von Estland hätte ich doch gerne noch besucht.
Übermorgen muss ich es dann mit dem Kettensatz noch ca. 450 km nach Lettland Ventspils schaffen wo es dann auf die Fähre geht. Das wird er aber hoffentlich überstehen. Dann habe ich es von Travemünde noch einmal über 600 km nach Hause. Mal sehen wie der Kettensatz durchhält. Auf dem Nachhauseweg möchte ich sowieso einen Motorradkollegen, Hacky, besuchen. Evtl. muss er mir mit dem Kettensatz technisch noch einmal unter die Arme greifen. Hacky, ich hoffe du liest das.
Wetter wechselte heute immer mal zwischen wolkig und sonnig und Vormittags ging der Wind recht garstig, lies dann aber später nach. Bin heute um die 430 km gefahren. Und heute bin ich nicht so blöd mich wieder stechen zu lassen, sitze gerade in der warmen Empfangshalle des Campingplatzes auf einem Sofa. Hier ist das WLAN besser und es gibt Strom und überhaupt keine Moskitos. Jetzt wo ich hier so sitze und über den Tag nachdenke war es an sich doch wieder eine ganz schöne Tour mit leider auch ein paar Rückschlägen. Komisch das ich bei jeder Tour bedenken haben muss noch nach Hause zu kommen, obwohl vorher alles am Motorrad überprüft wurde, ich brauche wohl den "Nervenkitzel".
Kratersee in Kaali:
Festgefahren:
Überall Schilder doch noch keinen gesehen:
Und doch noch eine Mühle gefunden:
Helmkamera Video zu diesem Tag:
Alle weiteren Fotos dieser Tour:
klick mich!
Google Earth KML-File. Einfach herunterladen und mit Google Earth öffnen. Ihr seht genau wo ich gefahren bin, wurde per GPS mitgeloggt:
klick mich!